NATIONALUNIVERSITÄT HANOI
FREMDSPRACHENHOCHSCHULE
ABTEILUNG FÜR POSTGRADUIERTENSTUDIUM
****************************
PHAN THỊ HỒNG
NEGATIONSMITTEL IM DEUTSCHEN UND IM
VIETNAMESISCHEN: EINE KONTRASTIVE UNTERSUCHUNG,
FEHLERANALYSE UND LÖSUNGSVORSCHLAG
CÁC PHƯƠNG TIỆN PHỦ ĐỊNH TRONG TIẾNG ĐỨC VÀ TIẾNG
VIỆT: NGHIÊN CỨU SO SÁNH, PHÂN TÍCH LỖI VÀ GIẢI PHÁP
MASTERARBEIT
Studiengang: Deutsche Linguistik
Studiengangsnummer: 60220205
HANOI – 2016
NATIONALUNIVERSITÄT HANOI
FREMDSPRACHENHOCHSCHULE
ABTEILUNG FÜR POSTGRADUIERTENSTUDIUM
****************************
PHAN THỊ HỒNG
NEGATIONSMITTEL IM DEUTSCHEN UND IM
VIETNAMESISCHEN: EINE KONTRASTIVE UNTERSUCHUNG,
FEHLERANALYSE UND LÖSUNGSVORSCHLAG
CÁC PHƯƠNG TIỆN PHỦ ĐỊNH TRONG TIẾNG ĐỨC VÀ TIẾNG
VIỆT: NGHIÊN CỨU SO SÁNH, PHÂN TÍCH LỖI VÀ GIẢI PHÁP
MASTERARBEIT
Studiengang: Deutsche Linguistik
Studiengangsnummer: 60220205
Betreuerin: Dr. Đặng Thị Thu Hiền
HANOI – 2016
EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG
Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Masterarbeit
selbstständig verfasst und keine andere Literatur als die angegebene verwendet
habe.
Hanoi, den 30. Oktober 2016
Phan Thị Hồng
i
DANKSAGUNG
Meinen aufrichtigen Dank möchte ich Frau Dr. Dang Thi Thu Hien für ihre
besondere Mühe beim Korrekturlesen und für ihre intensive Begleitung beim
Entstehungsprozess dieser Masterarbeit aussprechen.
ii
ZUSAMMENFASSUNG
Die vorliegende Arbeit verfolgt zwei Hauptziele: Erstens versucht sie, die
Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen den deutschen und den
vietnamesischen
Negationsmitteln
herauszuarbeiten.
Zweitens
wurde
eine
systematische Fehleranalyse vorgenommen, in der die typischen Fehlertypen von
vietnamesischen Deutschstudierenden bei der Verwendung der deutschen
Negationswörter ermittelt und deren Ursachen ausgearbeitet wurden. Ausgehend
von Ergebnissen der Fehleranalyse wurden einige Lösungsvorschäge zur
Vermeidung der Fehler gemacht. Es ist zu erwarten, dass die vietnamesischen
Deutschstudierenden
dank
dieser
Arbeit
die
Negationsmittel im Deutschen vermeiden zu können.
iii
Fehler
im
Gebrauch
der
INHALTSVERZEICHNIS
Eidesstattliche Erklärung …………………………………………...…… i
Danksagung ………………………………………………………………… ii
Zusammenfassung ………………………………………………………… iii
Inhaltsverzeichnis ………………………………………………………… iv
Abkürzungs- und Symbolverzeichnis ........................................................ vi
Tabellenverzeichnis ……………………………………………………… vii
1. Einleitung ………………………………………………………………….. 1
1.1.
Problemstellung und Zielsetzung ………………………………………. 1
1.2.
Forschungsstand ………………………………………………………... 2
1.3.
Methodisches Vorgehen ………………………………………………... 4
1.4.
Aufbau der Arbeit ………………………………………………………. 4
2. Negationsmittel im Deutschen und im Vietnamesischen:
eine kontrastive Untersuchung ……………………………………….….. 5
2.1. Zum Begriff Negation und seiner Abgrenung ……………………….….. 5
2.2. Die deutschen und die vietnamesischen Negationsmittel ……….……… 8
2.2.1.
Das wichtigste Negationsmittel ……………………………….……. 8
2.2.1.1. Das wichtigste Negationsmittel im Deutschen …………….…….. 8
2.2.1.2. Das wichtigste Negationsmittel im Vietnamesischen ………...… 13
2.2.2.
Negationswörter als Satzäquivalente ……………………………… 15
2.2.3.
Andere Negationsmittel …………………………………………… 17
2.2.4.
Verben mit Negationsbedeutung ………………………………….. 23
2.2.5.
Unterscheidung einiger leicht verwechselter Negationswörter ……25
2.2.5.1. kein- und nicht …………………………………………………... 25
2.2.5.2. nicht und nichts …………………………………………………. 28
2.2.5.3. keiner und niemand ………………………………………………29
2.2.5.4. không, chẳng, chả und chưa ……………………………………. 30
2.2.5.5. đừng und chớ …………………………………………………… 31
2.3.
Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Negationsmittel
iv
im Deutschen und im Vietnamesischen ……………………………..... 32
3. Fehleranalyse ……………………………………………………………...38
3.1. Zum Begriff Fehler .................................................................................. 39
3.2. Konstruktion der Testaufgaben ……………………………………..…. 42
3.3. Durchführung der Umfrage ……………………………………………..57
3.4. Ergebnisse ………………………………………………………………59
3.4.1.
Der erste Fehlertyp:
Falsche Bestimmung der Position von nicht im Satz ……………… 60
3.4.2.
Der zweite Fehlertyp:
Verwechslung einiger deutschen Negationsmittel ………………… 64
3.4.2.1. Verwechslung nicht mit nichts …………………………………...64
3.4.2.2. Verwechslung nicht mit kein- …………………………………... 66
3.4.2.3. Verwechslung ohne mit kein- …………………………………... 69
3.4.2.4. Verwechslung negierender Gegenteile von bestimmten
positiven Ausdrücken …………………………………………… 69
3.4.3.
Der dritte Fehlertyp: Falsche Antwort auf eine negative
Entscheidungsfrage ………………………………….…………….. 72
3.4.4.
Der vierte Fehlertyp:
Überflüssige Verwendung von Negationsmitteln in
Infinitivkonstruktion nach negierenden Verben …………………. 74
v
3.5. Ursachen der Fehler ………………………………………….…………75
3.6. Tipps zur Vermeidung der Fehler …………………………..…………...81
4. Schlussfolgerung …………………………………………………..………86
Literaturverzeichnis ……………………………………………………….……..92
Anhang 1: Testaufgaben (Fragebogen)…………………………………………...I
Anhang 2: Ausführliche Ergebnisse der Umfrage
Anhang 3: Echte Fehler der Deutschlerner in ihren Aufsätzen
ABKÜRZUNGS- UND SYMBOLVERZEICHNIS
bzw.
=
beziehungsweise
etc.
=
et cetera
f; ff
=
folgende Seite(n)
i.d. R.
=
in der Regel
vgl.
=
vergleiche
usw.
=
und so weiter
z. B.
=
zum Beispiel
ca.
=
circa
Hrsg.
=
Herausgeber
*
=
ungrammatischer (falscher) Satz
vi
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1:
Definitionen von Fehlern
Tabelle 2:
Veränderungen der Testaufgaben nach dem Pretest
Tabelle 3:
Falsche Bestimmung der Position von nicht im Satz
Tabelle 4:
Verwechslung nicht mit nichts
Tabelle 5:
Verwechslung nicht mit kein-
Tabelle 6:
Verwechslung negierender Gegenteile von bestimmten positiven
Ausdrücken
Tabelle 7:
Falsche Antwort auf eine negative Entscheidungsfrage
vii
Tabelle 8:
Überflüssige Verwendung von Negationsmitteln in
Infinitivkonstruktion nach negierenden Verben
Tabelle 9:
Gemeinsamkeiten der deutschen und vietnamesischen Negationsmittel
Tabelle 10:
Unterschiede der deutschen und vietnamesischen Negationsmittel
viii
1. Einleitung
1.1. Problemstellung und Zielsetzung
Die Negation ist seit langem ein zentraler Untersuchungsgegenstand der Linguistik1
und stellt einen sehr komplexen Bereich dieser Wissenschaft dar.2 Obwohl die
Negation in jeder natürlichen Einzelsprache erscheint,3 weist sie unterschiedliche
Ausprägungen in der jeweiligen Sprache auf. Dies führt dazu, dass man beim
Fremdsprachenlernen
oft
auf
Schwierigkeiten
bei
der
Verwendung
der
fremdsprachlichen Negationsmittel stößt. Dafür dienen die vietnamesischen
Deutschstudierenden als sehr gute Beispiele. Als Deutschlehrende habe ich die
Beobachtung gemacht, dass vietnamesische Deutschlernende häufig ein deutsches
Negationsmittel mit den anderen verwechseln, beispielsweise kein mit nicht, nicht
mit nichts. Außerdem bereitet den Studierenden die Bestimmung der Stelle des
Negationswortes nicht im Satz auch ein großes Problem beim Deutschlernen.
Aus Sicht des Unterrichtenden ist es sehr notwendig, die deutschen und die
vietnamesischen Negationsmittel zu vergleichen, um die Gemeinsamkeiten und
besonders die Unterschiede zwischen den Negationsmitteln beider Sprachen
herauszufinden. Es ist nebenbei zu erwarten, dass die Fehler der vietnamesischen
Deutschstudierenden im Gebrauch der Negationsmittel im Deutschen näher
analysiert werden und durch die in dieser Arbeit gegebenen Lösungsvorschläge
vermieden werden können.
Vor dem Hintergrund der obigen Ausführungen zielt die vorliegende Arbeit
einerseits darauf ab, einen Beitrag zu einem umfassenden Überblick über die
Negationsmittel im Deutschen und im Vietnamesischen zu leisten, indem die
deutschen und die vietnamesischen Negationsmittel miteinander verglichen und die
Gemeinsamkeiten sowie die Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem
Vietnamesischen bei diesem Thema herausgezogen werden. Andererseits setzt
1
vgl. Jacobs (1982: 13)
vgl. Brütsch/Nussbaumer/Sitta (1990: 1)
3
vgl. Brütsch/Nussbaumer/Sitta (1990: 2)
2
1
dieses
Forschungsvorhaben
zum
Ziel,
die
Fehler
der
vietnamesischen
Deutschlernenden bei der Verwendung der deutschen Negationsmittel zu
analysieren, indem es versucht, die Fehlertypen zu ermitteln, die Fehlerursachen zu
erarbeiten und darauf aufbauend Lösungsvorschläge zur Vermeidung der Fehler zu
machen. Insgesamt verfolgt die Arbeit zwei folgende Hauptziele:
Ziel 1: Vergleichende Negationsmittel im deutschen und im Vietnamesischen
Ziel
2:
Ermittlung
der
wichtigen
Fehlertypen
von
vietnamesischen
Deutschlernenden beim Gebrauch der deutschen Negationsmittel sowie deren
Ursachen und Erarbeitung der Lösungsvorschläge
1.2. Forschungsstand
Wie beschrieben, befassen sich seit langem viele Wissenschaftler mit dem Thema
Negation. Davon konzentrieren sich die meisten sprachwissenschaftlichen Forscher
auf Syntax und Semantik der Negation, z. B. Helbig,4 Buscha,5 Albrecht,6 Jacobs,7
Sommerfeldt/Schreiber/Starke,8 Engel,9 Eroms,10 Eicher/Bünting,11 Weinrich,12
Götze/Hess-Lüttich,13 die Dudenredakteure,14 usw.
In fast allen didaktischen Grammatikbüchern für den DaF-Unterricht wird die
Negation auch als ein wichtiger Inhalt betrachtet und deshalb auf vielen Seiten
beschrieben.15
4
vgl. Helbig/Buscha (2001: 544ff)
vgl. Helbig/Buscha (2001: 544ff)
6
vgl. Helbig/Albrecht (1993)
7
vgl. Jacobs (1982)
8
vgl. Sommerfeldt/Schreiber/Starke (1991: 90ff)
9
vgl. Engel (2004: 444ff)
10
vgl. Eroms (2000: 154ff)
11
vgl. Eicher/Bünting (1996: 178ff)
12
vgl. Weinrich (2003: 861ff)
13
vgl. Götze/Hess-Lüttich (1999: 331ff)
14
vgl. Duden-Grammatik (2005: 920ff)
15
vgl. Lemcke/Rohrmann (2006: 18ff), vgl. Buscha/Szita (2010: 144ff), vgl. Buscha/Szita (2011: 191f), vgl.
Clamer/Heilmann/Röller (2006: 144f), vgl. Braun/Doubek/Vitale (2012: 27ff), vgl. Fandrych/Tollowitz
(2000: 42ff), vgl. Frangou/Kokkini/Petrowa (2008: 208f), vgl. Rusch/Schmitz (2007: 158ff), vgl.
Billina/Brill/Techmer (2010 : 97), vgl. Fleer (2008: 94), vgl. Jin/Voß (2013: 40f), vgl. GottsteinSchramm/Kalender/Specht (2010: 114ff), vgl. Götze/Hess-Lüttich (1999: 331ff)
5
2
Hentschel legt aber viel Wert auf den Zusammenhang zwischen Negation und
Interrogation.16
Blühdorn
schenkt
aber
große
Aufmerksamkeit
auf
die
Informationsstruktur der Negation.17 Zusammen mit Lohnstein betont Blühdorn
auch die Negation im Bezug auf Wahrheit und Fokus.18 Nach Pohl soll es sich bei
Negation nicht nur um Semantik, sondern auch um Pragmatik handeln.19
Im Vergleich mit dem Deutschen wird die Negation im Vietnamesischen auch von
vielen Sprachwissenschaftlern untersucht. Zu den Linguisten, die sich mit dem
Thema Negation beschäftigen, zählen beispielsweise Nguyễn Đức Dân,20 Nguyễn
Thị Lương,21 Diệp Quang Ban,22 Nguyễn Kim Thản,23 Hoàng Trọng Phiến,24 Lê
Quang Thiêm,25 Nguyễn Phú Phong,26 Cao Xuân Hạo,27 Nguyễn Văn Chính.28
Angesicht der Fülle von Literatur über die Negation könnte man sich die Frage
stellen, ob eine Beschäftigung mit diesem viel erforschten Thema sinnvoll ist? Es ist
aber zu sehen, dass die Negation normalerweise lediglich in der deutschen Sprache
erforscht und nur wenig mit der in den anderen Sprachen verglichen wird.
Besonders liegt bisher noch kein Vergleich zwischen den Negationsmitteln im
Deutschen und im Vietnamesischen systematisch vor. Ebenso gibt es noch keine
empirische Untersuchung der Fehler der vietnamesischen Deutschlernenden bei der
Verwendung der deutschen Negationsmittel. Deswegen versteht sich das
vorliegende Forschungsvorhaben als ein Versuch, einen Beitrag zur Behebung
dieser Defizite in der Forschung zu leisten.
16
vgl. Hentschel (1998)
vgl. Blühdorn (2012)
18
vgl. Lohnstein/Blühdorn (2012)
19
vgl. Pohl (2008: 355ff)
20
Nguyễn Đức Dân (1996: 370ff)
21
vgl. Nguyễn Thị Lương (2006: 180ff)
22
vgl. Diệp Quang Ban (1989: 239ff), Vgl. Diệp Quang Ban (2004: 251ff)
23
vgl. Nguyễn Kim Thản (2008: 144ff)
24
vgl. Hoàng Trọng Phiến (2008: 336ff)
25
vgl. Lê Quang Thiêm (2004: 239ff)
26
vgl. Nguyễn Phú Phong (2002: 191ff)
27
vgl. Cao Xuân Hạo (2007: 520ff)
28
vgl. Nguyễn Văn Chính (2010)
17
3
1.3. Methodisches Vorgehen
Zum Vergleich der deutschen und der vietnamesischen Negationsmittel (Ziel 1)
lässt sich vorhandenes Wissen zu diesem Thema diskursiv und induktiv
zusammenfassen. Die Thesen von verschiedenen Sprachwissenschaftlern über die
Negationsmittel im Deutschen und im Vietnamesischen werden erörtert und
verglichen. Daraus werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den
deutschen und den vietnamesischen Negationsmitteln herausgearbeitet.
Zum Erreichen des zweiten Ziels der Arbeit werden folgende Schritte durchgeführt,
die laut Tekin29 und Bùi Mạnh Hùng30 zu der Fehleranalyse (auch Fehlerlinguistik)
gehören:
1. Fehlererfassung und -identifizierung, Fehlerbeschreibung und –klassifizierung
( Fehlertypenfindung),
2. Fehlererklärung ( Fehlerursachen),
3. Therapie und Prophylaxe ( Lösungsvorschlag)
Als erster Schritt werden die Fehlertypen der vietnamesischen Deutschstudierenden
im Gebrauch der Negationsmittel im Deutschen durch einen Test ermittelt. Danach
werden Überlegungen über die möglichen Ursachen der Fehler hauptsächlich
mithilfe der im ersten Teil herausgearbeiteten Unterschiede zwischen den deutschen
und den vietnamesischen Negationswörtern angestellt. Abschließend lassen sich
Tipps zur Vermeidung der Fehler vorschlagen, für die die erarbeiteten
Fehlerursachen den Ausgang bilden.
1.4. Aufbau der Arbeit
Ausgehend von den in 1.1 beschriebenen Zielsetzungen ergibt sich die folgende
Grobgliederung der vorliegenden Arbeit: Die Arbeit besteht aus zwei Hauptteilen:
Im ersten Teil wird ein Vergleich zwischen den deutschen und den vietnamesischen
Negationsmitteln vorgenommen. Es wird dabei zunächst der zentrale Begriff der
29
30
vgl. Tekin (2012: 40ff)
vgl. Bùi Mạnh Hùng (2008: 62)
4
vorliegenden Arbeit Negation beleuchtet. Danach wird ein Überblick über die
Negationsmittel im Deutschen und im Vietnamesischen gegeben. Es wird auf die
häufig benutzten Negationsmittel, z. B. Negationsadverb, -pronomen, -partikel –
präposition, –äquivalent usw. eingegangen. Als Nächstes werden Negationsmittel
im Deutschen und
den im Vietnamesischen gegenübergestellt, um die
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Negationsmittel in diesen zwei Sprachen
herauszufinden.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Fehleranalyse: Erstens ist der Begriff
Fehler näher zu beleuchten. Dann wird ein Test in Form eines Fragebogens unter
den vietnamesischen Deutschlernenden durchgeführt, um die Fehlertypen der
vietnamesischen Deutschlerner zu bestimmen. Abschließend werden Ursachen der
Fehler beschrieben und Tipps zur Vermeidung der Fehler gegeben.
2. Negationsmittel im Deutschen und im Vietnamesischen: eine kontrastive
Untersuchung
2.1.
Zum Begriff Negation und seiner Abgrenzung
Der Begriff Negation wird nicht nur in der Sprachwissenschaft, sondern auch in
vielen verschiedenen Teilgebieten und Richtungen der Philosophie, Mathematik,
Informatik sowie Kulturwissenschaften und Psychologie verwendet.31 Daher ist es
zunächst notwendig, Negation in dieser vorliegenden Arbeit als spezifisch
sprachlichen Gegenstand zu bestimmen.
In der Linguistik wird Negation als “Verneinung” bezeichnet.32 Sie bestätigt die
Abwesenheit von Sachen, Erscheinungen oder Ereignissen durch bestimmte
Negationsmittel. Diese bestätigte Abwesenheit kann Gegenstände, Charakter der
Gegestände in der Wirklichkeit oder in der Phantasie sein.33
31
vgl. Blühdorn (2012: 15)
Duden-Wörterbuch (1989), Götz/Haensch/Wellmann (2010: 792),
33
vgl. Lê Quang Thiêm (2004, 239), vgl. Diệp Quang Ban (1989: 239)
32
5
Als Nächstes soll kurz angedeutet werden, was alles zum Themenkreis Negation in
der Sprache gehört. Duden-Grammatik beschreibt Negation im Hinblick auf vier
folgende Erscheinungen:34
- Negation als pragmatische Erscheinung:
Bsp.: Anna fragt: “Kommst du mit mir ins Theater?” – “Ich muss noch meine
Hausaufgaben machen”, antwortete Marie.
Mit ihrer Antwort “verneint” Marie, dass sie mit Anna ins Theater kommt. Diese
“Verneinung” ist aber sprachlich nicht direkt mit einem Negationsmittel
ausgedrückt. Wir können sie nur aus dem Zusammenhang mit der Frage verstehen.
Statt dieser Umformulierung hätte Marie in diesem Fall einfach den Kopf schütteln
können. Man kann hier von kommunikativer oder pragmatischer Verneinung
sprechen.
- Negation als lexikalische Erscheinung:
In dieser Erscheinung treten viele Gegensätze vor, z. B. bei Adjektiven: schön –
hässlich, teuer – billig, usw. Wir können diese Antonyme nicht mit unumschreiben.35 Es kann nur sein: schön – nicht schön / nicht hässlich – hässlich,
teuer – nicht teuer / nicht billg – billig.
Einige Verben werden als implizite lexikalische Negationsträger betrachtet und
bewirken deshalb die Negation des ihnen untergeordneten Satzes (Nebensatz oder
Infinitivkonstruktion), beispielsweise ablehnen, verbieten, verneinen, verzichten,
usw.36
- Negation als morphologische Erscheinung:
freundlich – unfreundlich, Raucher – Nichtraucher, Erfolg – Misserfolg
34
vgl. Duden-Grammatik (2005: 920f)
vgl. Helbig/Buscha (2001: 544)
36
vgl. Helbig/Buscha (2001: 544)
35
6
Beim zweiten Wort der obigen Wortpaare ist jeweils ein Negationselement –
entweder ein Präfix wie un-, ir-, miss-, a- oder ein Suffix wie -los, -frei usw, –
angefügt. Es geht hierbei um eine Erscheinung der Wortbildung.
- Negation als syntaktische Erscheinung:
Ich verstehe dich nicht. ( Es ist nicht der Fall, dass ich dich verstehe.)
Der erste Satz enthält das Negationswort nicht, nach dessen Stellung im Satz man
die Umschreibung in dem zweiten Satz machen kann, in dem der ganze Satz
verneint wird. Erscheinungen von dieser Art sind von syntaktischen Regeln
bestimmt.
Helbig/Buscha37 fügen aber noch eine sehr wichtige Erscheinung der Negation - die
semantische Beschreibung - hinzu. Ihrer Meinung nach besteht das gemeinsame
semantische Kennzeichen aller Negationswörter darin, “dass sie die verneinende
Einstellung des Sprechenden zum Inhalt einer Aussage ausdrücken.”38 Es kann
jedoch durch die Negationswörter der gesamte Satzinhalt (Satznegation) oder nur
einen Satzteil (Satzteilnegation) veneint werden:
Er kommt heute nicht.
(Satznegation)
Er kommt nicht heute, sondern morgen.
(Satzteilnegation)
Diese zwei Sprachwissenschaftler betonen daneben auch, dass sich die einzelnen
Negationswörter nicht nur hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen
syntaktischen Klassen, sondern auch durch ihre eigene Semantik unterscheiden.
Beispielsweise zeigt niemand an, dass Personen erwartet werden, während nichts
darauf hindeutet, dass es um Sachen geht.39
Aus den bisherigen Ausführungen lassen sich erkennen, dass zum Bereich der
Negation eine sehr große und heterogene Gruppe von sprachlichen und auch
außersprachlichen Phänomenen gehört, die im Zusammenhang der vorliegenden
37
vgl. Helbig/Buscha (2001: 545f)
Helbig/Buscha (2001: 545)
39
Helbig/Buscha (2001: 545f)
38
7
Arbeit nicht alle im gleichen Umfang berücksichtigt werden können. Es muss im
Rahmen dieser Arbeit nämlich auf pragmatische Erscheinungen verzichten werden,
weil die pragmatische Verneinung nicht nur mit Hilfe sprachlicher Mittel, sondern
auch mit Hilfe von nonverbalen Mitteln (wie Kopfschütteln) erfolgt,40 während der
Schwerpunkt dieser Arbeit nur auf den sprachlichen Mitteln liegt. Darüber hinaus
ist es auch sehr schwierig und zeitraubend, den Zusammenhang von einer Aussage
immer mit einem Kontext zu analysieren, um die Negation in dem Fall zu finden.
Unberücksichtigt bleibt auch die morphologischen Erscheinungen der Negation. Die
Ausgrenzung der Morphologie ist dadurch begründet, dass in dem empirischen Teil
der Arbeit die vietnamesischen Deutschstudierenden im zweiten Studienjahr als
Versuchspersonen untersucht werden, die sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit
dem Fach Morphologie beschäftigen41. Es wäre nicht sinnvoll, ihnen Aufgaben zu
geben, deren Lösungen die Kenntnisse im Bereich der deutschen Morphologie
verlangen.
Zusammenfassend widmet sich die vorliegende Arbeit nur den lexikalischen,
semantischen und syntaktischen Ebenen der Negationsmittel im Deutschen und im
Vietnamesischen.
2.2. Die deutschen und die vietnamesischen Negationsmittel
2.2.1. Das wichtigste Negationsmittel
2.2.1.1. Das wichtigste Negationsmittel im Deutschen
Blühdorn stellt fest, dass der wichtigste Negationsausdruck des Deutschen nicht
ist.42 Die gleiche Meinung vertritt Weinrich mit der Behauptung “nicht ist das
40
vgl. Helbig/Buscha (2001: 545f)
Nach dem Lehrplan der deutschen Abteilung der Universität Hanoi befassen sich die Studenten erst im
dritten Studienjahr damit.
42
vgl. Blühdorn (2012: 22)
41
8
häufigste Negationszeichen der deutschen Sprache”.43 Dazu wird nicht laut Eroms
als der hauptsächlichste Negator im Deutschen angesehen.44
Man kann sagen, dass nicht immer im Mittelpunkt des Themas Negation im
Deutschen steht. Es ist jedoch schwierig, die Stellung von nicht im Satz zu
bestimmen. Aus diesem Grund stoßen viele Deutschlernende auf besondere
Schwierigkeiten beim Bestimmen der Position von nicht im Satz, d.h. sie können
zwischen Satznegation (auch totale Negation genannt) und Satzteilnegation (oder
Teilnegation, Sondernegation, Wortnegation, partielle Negation, KonstituentenNegation) nicht unterscheiden.
Grundsätzlich wird in der Satznegation der ganze Satz, aber in der Satzteilnegation
nur ein Teil des Satzes verneint. Im Folgenden werden einige Regularitäten über die
Position von nicht im Satz bei der Satznegation und Satzteilnegation dargestellt.
• Bei der Satzteilnegation:
Als Satzteilnegation steht nicht direkt vor dem negierten Glied,45 das ein Satzglied,
ein Satzgliedteil oder ein Wortteil ist, aber niemals vor dem finiten Verb, sonst
würde diese “Verbnegation” automatisch zur Satznegation:46
nicht steht vor einem Wortteil: Er ist nicht aus-, sondern umsteigen.
nicht steht vor einem Satzglied: Er fährt nicht mit dem Auto, sondern mit dem
Bus.
nicht steht vor einem Satzgliedteil: Er traf sie nicht vor, sondern nach der
Vorstellung.
Die Satzteilnegation wird i. d. R. durch eine (intonatorische) Hervorhebung,47 eine
vorher schon gegebene Situation oder den nachher eingeleiteten Korrektursatz mit
43
Weinrich (2003: 866)
vgl. Eroms (2000: 444)
45
vgl. Helbig/Buscha (2001: 548ff), Clamer/Heilmann/Röller (2006: 144), vgl. Sander/Braun/Doubek (2012:
69), vgl. Buscha/Szita (2011: 191), vgl. Fleer (2008: 94), vgl. Frandrych/Tollowitz (2000: 42), vgl.
Götze/Hess-Lüttich (1999: 491), vgl. Engel (2004: 548), vgl. Sander/Braun/Doubek (2012: 69)
46
vgl. Helbig/Buscha (2001: 548)
44
9
sondern48 bzw. aber49 verlangen, die als restriktive Konjunktoren genannt werden.50
Die Hervorhebung des der Negation folgenden negierten Gliedes und die
kontrastive Fortsetzung des Satzes werden von Helbig/Buscha als zwei Zeichen der
Satzteilnegation betrachtet.51
Wir treffen uns nicht heute (aber/sondern morgen.)
Daneben wird der inhaltliche Zusammenhang von Clamer/Heilmann/Röller bei der
Unterscheidung zwischen Satz- und Satzteilnegation viel betont.52 Götze/HessLüttich sind auch der Meinung, dass der Anschluss mit sondern in der
geschriebenen Sprache „um der Eindeutigkeit willen grundsätzlich zu empfehlen“53
ist. Außerdem behaupten sie, wenn kein Satzteil besonders betont (normale
Betonung) ist, „so handelt es sich um Satznegation, weil der gesamte Satz verneint
wird. Entsprechend würde es in diesem Fall auch keine Fortführung mit sondern
geben.“54
• Bei der Satznegation:
Das Negationswort nicht als Satznegation strebt nach dem Satzende55 und bildet
zusammen mit dem Finitum eine Klammer, die andere Satzelemente einschließt.
Man kann hier von einer Negationsklammer sprechen.56
Der Präsident überreichte gestern dem Sieger die Goldmedaille wegen
Dopingverdachts nicht.
47
vgl. Helbig/Albrecht (1993: 30), vgl. Fleer (2008: 94), Helbig/Buscha (1996: 518)
vgl. Duden (6. Auflage) (1998: 781), vgl. Sander/Braun/Doubek (2012: 69), vgl. Rusch/Schmitz (2007:
158), vgl. Sander/Braun/Doubek (2012: 69)
49
vgl. Gottstein-Schramm/Kalender/u.a. (2010: 114)
50
vgl. Wertenschlag/Müller u.a. (CD-Rom, funktionale Grammatik, “Negieren”)
51
vgl. Helbig/Buscha (1996: 518), Helbig/Buscha (2001: 548f)
52
vgl. Clamer/Heilmann/Röller (2006: 144)
53
Götze/Hess-Lüttich (1999: 492)
54
Götze/Hess-Lüttich (1999: 492)
55
vgl. Sander/Braun/Doubek (2012: 69), vgl. Buscha/Szita (2011: 191), vgl. Frandrych/Tollowitz (2000: 42),
vgl. Götze/Hess-Lüttich (1999: 489), vgl. Sander/Braun/Doubek (2012: 69), vgl. Clamer/Heilmann/Röller
(2007: 151)
56
vgl. Helbig/Buscha (2001: 549)
48
10
- Xem thêm -